Daten für die Gesundheit von morgen

Pressemitteilung 25. Juni 2021

Daten für die Gesundheit von morgen

Die Gesundheitskommission des Nationalrats hat diese Woche über die Kinder- und Jugendgesundheit beraten. Zur Sprache kamen der Mangel an relevanten Daten und der durch Corona nochmals gesteigerte Medienkonsum. Public Health Schweiz hat bereits im Manifest «Gesunde Kinder und Jugendliche» auf die Datenlücken und die Risiken im Zusammenhang mit den neuen Medien hingewiesen und Massnahmen gefordert. Kinder und Jugendliche sind besonders stark von den Auswirkungen von Covid-19 und den einschränkenden Massnahmen betroffen. Umso alarmierender ist die Datenlage im Bereich Kinder- und Jugendgesundheit: Der Nationale Gesundheitsbericht 2020 «Gesundheit in der Schweiz – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene» zeigt auf, dass es an Daten mangelt und in der Schweiz dringender Handlungsbedarf besteht. Diese Woche hat die nationalrätliche Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SGK-N die Empfehlungen des Berichts diskutiert. Die Kommission sieht jedoch keine Notwendigkeit, den Empfehlungen des Gesundheitsberichts nachzukommen. Public Health Schweiz bedauert das zögerliche Verhalten, denn um die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu verbessern, benötigen wir jetzt Daten! Kohorte dringend notwendig.

Der Gesundheitsbericht empfiehlt, epidemiologische Daten schweizweit einheitlich und in regelmässigen Abständen zu sammeln. Tatsächlich führt der Bund bereits jetzt eine Pilotstudie für eine Kohorte durch, allerdings nur mit Erwachsenen. Nationalrat Benjamin Roduit hat in der Frühlingsession mit einem Postulat gefordert, Kinder und Jugendliche miteinzubeziehen. «Es ist essenziell, den Gesundheitszustand unserer Kleinsten zu kennen», sagt Roduit: «Nur so können sie zu gesunden Erwachsenen werden». Andere Länder kennen längst Kinderkohorten. Der Bundesrat wird allerdings erst 2022 über das weitere Vorgehen entscheiden und den Einbezug von Kindern und Jugendlichen prüfen. Bessere Koordination gefordert Natürlich sind einige Daten auch bereits vorhanden. Doch gemäss Gesundheitsbericht stehen solche Angaben aber oft nur regional, selten für alle Altersgruppen und auch nicht aufgeschlüsselt nach Einflussfaktoren wie Bildung oder Einkommen der Eltern zur Verfügung. Nationalrat Christian Lohr erwartet vom Bundesrat eine bessere Koordination: «In seiner Gesundheitsstrategie 2030 hat der Bundesrat explizit die "Förderung der Digitalisierung und Nutzung der Gesundheitsdaten" aufgenommen» so Lohr. Die Antworten des Bundesrats auf seine Fragen, wie er dies umzusetzen gedenkt, sind noch hängig. Digitalisierung und Gesundheit – ungenügende Datenlage.

Auch beim Medienkonsum hat Corona Spuren hinterlassen: Der Medienkonsum hat bei Kindern und Jugendlichen Studien zufolge seit dem Ausbruch der Pandemie massiv zugenommen. Schon vor Corona zeigten sich Zusammenhänge zwischen dem Gebrauch von digitalen Medien und der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen: Eine ungünstige Nutzung von digitalen Medien kann negative Einflüsse auf Bewegung, Körpergewicht, psychischer Gesundheit und den Schlaf der jungen Generation haben. Aber auch hier gilt:

Die Zusammenhänge sind ungenügend durch Daten abgesichert, und es gibt wenige Studien zur Situation in der Schweiz. «Wenn wir unsere Kinder und Jugendlichen schützen wollen, müssen wir die Auswirkungen des Gebrauchs von digitalen Medien auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen kennen», sagt Lohr. «Es sind zwingend mehr Kenntnisse nötig!» Nur so können allfälligen Gefahren frühzeitig adäquat begegnet werden. «Es ist wichtig, sozioökonomische Faktoren wie Einkommen, Bildungsniveau oder Migrationshintergrund berücksichtigen», fügt Roduit an.


Public Health Schweiz ist ein unabhängiger, nationaler Fachverband, der sich für optimale Rahmenbedingungen für die Gesundheit der Bevölkerung in der Schweiz einsetzt. Ein Fokus ist die Kinder- und Jugendgesundheit. 2019 wurde das Manifest «Gesunde Kinder und Jugendliche» zusammen mit anderen Organisationen verabschiedet. Die Swiss Public Health Conference 2021 wird vom 24. – 26. August 2021 in Bern zum Thema Covid-19 organisiert mit Workshops und einer Podiumsdiskussion zum Thema Kinder und Jugendliche und Corona.