Stärkung der mentalen Gesundheit von jungen Menschen im digitalen Zeitalter

Rückblick

Der Einfluss digitaler Medien auf die psychische Gesundheit junger Menschen – Forschungsstand und offene Fragen

Die abnehmende psychische Gesundheit junger Menschen scheint mit der verstärkten Nutzung digitaler Medien zu korrelieren. Zahlreiche Studien belegen, dass eine längere Mediennutzung mit einem erhöhten Risiko für psychische Probleme wie Depressionen, Angststörungen sowie Suizidgedanken und -versuche in Verbindung stehen könnte. Doch trotz dieser alarmierenden Zahlen bleibt die Frage offen, ob digitale Medien tatsächlich die Ursache für diese gesundheitlichen Probleme sind oder ob sie lediglich ein Symptom tieferliegender gesellschaftlicher Herausforderungen darstellen. Welche wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse existieren dazu und wo beginnen spekulative Annahmen?

Diese Fragen standen im Zentrum der diesjährigen Tagung am 25. März 2025 in der Eventfabrik in Bern, bei der mehr als 200 Teilnehmende aus Wissenschaft, Praxis und Politik zusammenkamen, um zu diskutieren.

Die Veranstaltung baute auf den Erkenntnissen der Tagung vom Mai 2023 mit dem Titel Zunahme psychischer Probleme bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen – Ursachen und Lösungsansätze im Dialog mit jungen Menschen auf, bei der die Ursachen für die steigende Zahl psychischer Probleme bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen thematisiert wurden. Der Zukunftsrat U24 fordert in seinen Handlungsempfehlungen zur psychischen Gesundheit eine Regulierung sowie Aufklärung über Social Media, um die mentale Gesundheit zu schützen und zu fördern. Die diesjährige Veranstaltung setzte diesen Impuls fort und beleuchtete konkret, wie die psychische Gesundheit im digitalen Zeitalter gestärkt werden kann.

Digitale Medien als Ressource und Belastungsfaktor für junge Menschen

Ziel der Tagung war es nicht nur, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu präsentieren, sondern auch die praktischen Implikationen für Jugendliche, deren Umfeld sowie Fachpersonen zu analysieren. Die Referent:innen zeigten auf, dass digitale Medien einerseits für junge Menschen einen Zugang zu Wissen und Informationen ermöglichen und als Plattform dienen, um Kontakte zu knüpfen und sich Online-Communities anzuschliessen. Zudem können digitale Hilfsmittel wie Apps zur Förderung der psychischen Gesundheit Unterstützung bieten. Andererseits kann der exzessive Gebrauch digitaler Medien Stress auslösen und Suchtverhalten begünstigen. Zwei Referent:innen des Zukunftrats zeigten eindrücklich auf, wie der Einfluss von Algorithmen, Nutzer:innen durch personalisierte Inhalte dazu anregt, länger online zu bleiben.

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Stärkung der Medien- und Gesundheitskompetenzen

Ein zentrales Thema war die Frage, welche Massnahmen notwendig sind, um Kinder und Jugendliche zu einem gesunden Umgang mit digitalen Medien zu befähigen. Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion erörterten pädagogische Konzepte und therapeutische Ansätze, sowie gesetzgeberische Massnahmen.

Ein zentraler Diskussionspunkt der Diskussionsgruppe war die Bedeutung einer verstärkten Aufklärung und Prävention, um junge Menschen besser auf die potenziellen Gefahren der digitalen Welt vorzubereiten. Die Förderung von Gesundheits- und Medienkompetenz wurde als entscheidend hervorgehoben. Es ist nicht nur wichtig, dass junge Menschen lernen, Informationen auf sozialen Plattformen kritisch zu hinterfragen, sondern auch, dass Eltern und Schulen wissen, wie sie die Kinder und Jugendlichen in ihrer Mediennutzung unterstützen können. 

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Datenschutz und Datenautonomie als gesellschaftliche Verantwortung im digitalen Zeitalter

Ein weiterer wichtiger Diskussionspunkt, welcher sich durch die verschiedenen Keynote-Sessions zog, war die Frage der Datenautonomie und des Datenschutzes. Beide Themen bilden eine fundamentale Grundlage für medienbasierte Arbeit, da personalisierte Inhalte zunehmend verbreitet werden und Einfluss auf die Meinungsbildung haben können.

Die Referent:innen und Podiumsteilnehmer:innen waren sich einig, dass eine effektive Regulierung und eine gesundheitsförderliche Gestaltung digitaler Medien nur durch die enge Zusammenarbeit aller relevanten Akteure realisiert werden können.

Perspektive der jungen Menschen 

Neben den fachlichen Beiträgen kamen auch die Stimmen von jungen Menschen selbst zu Wort, die ihre persönlichen Erfahrungen und Perspektiven zur Nutzung digitaler Medien und deren Einfluss auf ihre mentale Gesundheit teilten. Diese Einblicke lieferten wertvolle Impulse für die Diskussion und halfen dabei, die Herausforderungen, mit denen junge Menschen täglich konfrontiert sind, besser zu verstehen.

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Der Weg zu einer gesundheitsförderlichen Nutzung von digitalen Medien

Insgesamt bot die Tagung einen fundierten Rahmen, um die komplexen Zusammenhänge zwischen digitaler Mediennutzung und psychischer Gesundheit zu beleuchten und konkrete Massnahmen zu diskutieren, damit sich junge Menschen in einer zunehmend digitalen Welt gesund entwickeln können. 

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Trotz der Präsentation zentraler Erkenntnisse und verschiedener Handlungsansätze während den Keynote-Vorträgen bleiben jedoch wichtige Fragen unbeantwortet. So konnte die Kausalität zwischen der Mediennutzung und der psychischen Gesundheit bislang nicht eindeutig geklärt werden, was auf die Notwendigkeit weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen hinweist. Nur durch weitere Forschungsarbeiten lassen sich die komplexen Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Faktoren besser verstehen und darauf aufbauend gezielte Massnahmen ableiten. 

Ebenfalls ist die Diskussion über eine gesetzliche Regulierung digitaler Medien und ihrer Algorithmen noch nicht abgeschlossen. Sie wird sowohl in Fachkreisen als auch in der Politik weitergeführt. Public Health Schweiz wird diese Entwicklungen aufmerksam begleiten und sich weiterhin aktiv für die Förderung der psychischen Gesundheit junger Menschen im digitalen Zeitalter einsetzen.


Impressionen der Tagung

Medienbeiträge